
Ein Besuch in einem ehemaligen Gefängnis in der königlichen Stadt Łęczyca, Polen
Ich hatte mit einer Kollegin die Gelegenheit einen Knast in Polen zu besuchen. Er war seit 3 Jahren geschlossen und aus hygienischen Gründen zum Teil geräumt aber das machte der Atmosphäre nicht aus. Wir fuhren also nach Łódź besuchten dort eine ehemalige Schneiderei und von dort weiter nach Łęczyca.
Wikipedia dazu: Łęczyca ist eine Kreisstadt mit etwa 15.000 Einwohnern in Mittelpolen und liegt am Fluss Bzura 40 Kilometer nördlich von Łódź und 130 Kilometer westlich von Warschau, genau an der Grenze der Großpolnischen und der Masowischen Niederung. Łęczyca liegt in der sumpfigen Bzura-Niederung am alten Bett des Flusses, der hier eine scharfe Biegung nach Osten nimmt. Das Gebiet um Łęczyca war schon im 6. Jahrhundert besiedelt, die damalige Siedlung lag aber nicht auf dem Gebiete der heutigen Stadt, sondern bei einer herzoglichen Burg (deren Reste, genannt Schwedenschanze, bis heute erhalten sind) auf dem Gelände des Dorfes Tum östlich von der heutigen Stadt, das von großen Sümpfen umgeben war. Łęczyca war damals höchstwahrscheinlich die Hauptstadt eines heidnischen Stammesfürstentums. Nach der Einführung des Christentums unter Mieszko I. wurde die Stadt Sitz einer von sieben Kastellaneien, die den polnischen Staat bildeten. Bereits im 10. Jahrhundert gründete man in Łęczyca eine Benediktiner–Abtei.
Nach unser Ankunft nahm uns der Bürgermeister in Empfang und führt uns mit einem Dolmetscher durch den Stadtkern zum ehem. Gefängnis hin.
Dieser Bau war ein ehemaligen Kloster: Ausgrabungen auf dem Gelände und innerhalb des Kellers brachten weitere Fundamentreste zum Vorschein. Ansonsten bietet er alles erschreckende was man sich beim Thema „Knast im Ostblock“ so vorstellen kann.

Eingangsschleuse

Erster Stock mit VIP Zelle, Einzelhaft, Schalldichter Zelle und hinter der weissen Wand im Hintergrund der medizinische Bereich
An den Fettflecken an den Wänden der einzelnen Zellen und an den Verschraubungen der Betten konnte man zum Teil schon die Belegung der Zellen ablesen, verstellen konnte ich mir das allerdings nicht. Zellen die nicht wirklich groß sind waren dort mit 6 – 25 Mann belegt. Dies bestätigte mir auch der Bürgermeister der sich die zurück gelassenen Akten dort in Ruhe angesehen hat. Alle Zellen sind aus meiner Sicht mit viel zu viel Menschen belegt gewesen.

Zelle für bis 25 Mann
Dies ist eine 25 Mann Zelle obwohl ich nicht weiß wie das mit einzelnen Heizkörper im Winter mit „heizen“ und „trocken“ funktionieren soll. Durch die angeschraubten Gitter war allerdings weniger Licht in die Zellen gefallen, raus sehen war unmöglich! Viel platz hatte man dort als Gefangener nicht, wobei das abhängig von der Straftat war. Das Toilettenproblem ist dann wie folgt gelöst:

Toilette und Waschbereich
Für die unterschiedlichen Konfessionen gab es auch einen Gebetsraum. Dort waren Wandmalereien für alle Glaubensrichtungen vertreten. Wie der benutzt werden konnte ist nicht überliefert.

Gebetsraum
In diesem Knast habe ich auch „Einzelzellen“ gesehen, die mit drei Mann belegt waren. Leider waren die so klein, dass ich dort nicht fotografieren konnte! Liegen kann dort nur einer auf einem Sack Stroh (wie mir der Bürgermeister versicherte) und die anderen beiden hatten dann ungefähr 50 x50 cm zu stehen. Notdurft wurde in einem Eimer verrichtet. Namensschilder und Belegungspläne zeugen heute noch von der Grausamkeit! Wie lange die Insassen dort drinne bleiben mussten konnte keiner sagen aber jede Stunde ist def. zu viel.
Eine andere Zelle, war Fensterlos mit Schaumstoff gedämmt, zwei riesige Halogenscheinwerfer an der Decke neben Lautsprechern und eine Lange große Panzerglasscheibe zu einem Art „Vorraum“. Auch der war gedämmt, wie auch die Zellentür. Anscheinend eine Zelle mit 24h Licht und Musik. Die Unterlagen hierzu fehlten leider aber auch hier ist die Benutzung klar zu erkennen. Das ist meiner Ansicht nach klar als Folter zu bezeichnen.

Nassbereich einer 6 Mann Zelle, 2. Stock
Nach Angaben der Unterlagen und des Bürgermeisters muss das so grausam gewesen sein, dass sich Insassen mit Bohnerwachs eingerieben und angezündet haben oder auch Rasierklingen gegessen haben nur um aus den Zellen zu kommen. Die meisten haben nach Jahren das Gefühl für die Jahreszeit oder gar den Wochentag total verloren. Ausgebrochen ist hier anscheinen keiner. Im Innenhof gab es noch ein „Freilaufgehege“. Ein eingezäunter Gang mit 4 x 25 Meter Seitenlänge, der den Gerfangenen aber nicht immer zur Verfügung stand. Geduscht wurde übrigens Zellenweise einmal die Woche.

Zellenfenster, Aussenfront
Ich weiss, es gibt schlimmere Haftanstalten….gerade auch in Südamerika gibt es Gefängnisse die deinen sicheren Tod bedeuteten. Allerdings reden wir hier über ein Land im Herzen Europas, dass auch 2006 schon die Genfer Konvention unterschrieben hat. Wie es jetzt dort in den Gefängnissen zugeht kann ich nicht sagen, ich hoffe besser.