
In diesem Blockpost möchte ich ein paar Erfahrungen niederschreiben die ich auf einer Reise mit Kleinkind hier in Brasilien gemacht hab. Im November 2017 war ich bis Januar 2018 in Brasilien, in Pernambuco, mit einem Kind, das im Dezember ein Jahr alt wird, meiner Freundin und unserer Tochter unterwegs gewesen.
Wir hatten schon leichte bedenken, gerade was den Flug betraf. Es war der erste Flug für Ihn und dann auch noch „Langstrecke“, im Land wollten wir dann auch noch hin und her fliegen und auch fahren. Dann ist es dort „Warm“ und er brauchte vorher alle erdenklichen Impfungen. Beim Essen ist er auch noch etwas wählerisch…also alles Dinge die uns als Eltern vorher beunruhigten aber erstmal kein grundsätzlicher Ausschluss war.
Wir waren schon mehrmals in Brasilien, ich noch öfters weshalb wir der Reise offener gegenüberstanden. Sicherheit ist zwar auch immer ein Thema aber wenn man weiß wie man das macht minimiert man das Risiko deutlich.
Anreise mit TAP
Ich weiss gar nicht wo ich beginnen soll: TAP ist eine der besten Fluglinien der Welt für mich. Während in Deutschland zuerst mal BusinessClass und PRIORITY einsteigen dürfen haben bei TAP Kinder, Schwangere und Rentner den Vortritt. Dann alle anderen! Genau das habe ich übrigens bei auch bei allen anderen brasilianischen Airlines so erlebt! Wir in Deutschland können uns davon gewaltig was abschneiden. Ich hatte keinen Sitz für den kleinen mit gebucht, er ist ja zu Jung und muss bei Start und Landung sowieso auf den Schoss. Glücklicherweise waren im Flugzeug (egal welche Strecke) noch Plätze frei. Die Stewardessen haben solange die anderen Passagiere gefragt und umgesetzt (!!!) bis wir eine Dreierreihe für uns hatten. Das war für die Angestellten als auch für die Mitreisenden sowas von Normal…..ich war wirklich Sprachlos!
Gläschen warm machen und all das andere sind für die Mitarbeiter von TAP eine Selbstverständlichkeit. Ich war wirklich schwer beeindruckt:
DANKE DAFÜR LIEBE TAP!
Auf dem Flughafen Lissabon gab es im TAP – Bereich eine Kinderlounge, einen kleinen Spielplatz, eine Microwelle und Kindernahrung zum Warm machen. Wickeltische in separaten Toiletten sind dort auch eine Selbstverständlichkeit und zwar richtig sauber.
@Lufthansa: Tja, liebe LH…ihr seid mit Sicherheit nicht die die beste Fluglinie der Welt und Ihr werdet es auch nicht werden. Schneidet Euch ruhig mal bei den anderen eine Scheibe ab was Service für die Passagiere wirklich bedeutet. Selbst von regionalen Airlines wie BinterAir oder Azul könnt ihr sehr viel lernen. Ich habe (wieder) gelernt, dass ihr so gar nicht Service orientiert seid! Dabei empfinde ich Euren „Stolz auf LH“ als besonders Arrogangt!
Olindas Spezialitäten und mein kleiner Fehlgriff
Meine bessere Hälfte wollte ja diesmal keine Wohnung an der Boa Viagem sondern einen kleinen Garten wo unser jüngster rumtoben kann. So kamen wir an das Haus in Olinda. Ich hatte dazu schon was geschrieben: LINK
Was ich so gar nicht auf dem Schirm hatte ist das Verhältnis der Brasilianer zum Thema Lautstärke. Als wir an dem Haus gegen 23 Uhr eintrafen war die Party noch in vollem Gange. Obwohl wir mehr als 800 Meter Luftlinie entfernt waren mussten wir unsere Stimmen heben um uns zu verständigen. 2 Tage dauerte die Feier. Genauso gab es dann noch ein 3 tägiges Fest der Internationalen Musik und vom 21-23 Dezember die vorweihnachtliche Party. Da wurden die Gebete aus der Kirche und die Musik live nach draußen übertragen.
Also, kulturell ist Olinda wirklich was und an die Lautstärke gewöhnt man sich. Wer schon damit ein Problem hat sollte zu Haus bleiben! Olinda ist eine wirklich tolle kleine Stadt mit ganz ganz vielen netten Menschen und sehr viel Kultur.
Brasilien und Kinder im Allgemeinen
Brasilianer lieben Kinder! Überall haben Schwangere und Familien mit Kinder Vortritt, eigene Kassen in den größeren Supermärkten, Banken und offiziellen Einrichtungen haben sep. Schalter. Viele große Restaurants haben Kinderanimateure und einen Kinder-Spiel-Ecke die den Namen auch verdient nicht so ein Scheiss wie MC Doof in Deutschland. Wobei selbst MC Doof hier in Brasilien etwas weiter ist als deutsche Filialen. Das dortige Personal sorgt dann auch dafür, dass Ihr nicht lange warten müsst (aus dem Flieger aussteigen und Emigration/Zoll machen in unter 30 Minuten).
Hat das Kind eine helle Hautfarbe und auch noch blonde Haare ist alles zu Spät! Die Leute (meist weiblich) stürzen sich förmlich auf den kleinen, küssen ihm oft die Füsse, lassen die Kasse im Supermarkt Kasse sein und albern mit dem kleinen rum – Kunden inklusive….wir waren wirklich verblüfft. Auch die bewaffneten Security Leute im Flughafen oder der Bank….einfach alle. Streckenweise hatten wir das Gefühl unseren Sohn beschützen zu müssen der aber offensichtlich die Aufmerksamkeit genoss.
Schlussendlich kann ich aber nur Sagen, Kinder haben hier einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland. Man bemüht sich sehr um die Kinder, um ALLE (!!) Kinder und das fällt wirklich auf. Das bemerkt man zuerst an den Menschen und an den ganzen „Kinder und Schwangere haben Vorrang“ Zeichen.
Genauso gefällt mir die Tatsache, dass es das Wort „Behinderung“ (das sehr abwertend ist) nicht gibt. Es gibt hier spezielle Kinder und die haben noch mehr Vorrang!
Der Haarschnitt – Hiper Hiper
Unser Sohn brauchte zwingend einen Haarschnitt. Wir hatten es vor dem Urlaub bei einem lokal ansässigen Frisör versucht aber nur mit mäßigem Erfolg, da der Kleine nicht still sitzen wollte. Dann fing er auch noch an zu quengeln….vielleicht war es auch zu spät (gegen 17 Uhr).
Nun waren wir also hier und bevor ich mit meiner Maschine ihm den gleichen Haarschnitt wie ihm Papa hat verpasste suchten wir einen Frisör. Die Termine die man uns vorschlug lagen alle 3 Wochen in der Zukunft. Also gingen wir noch Nahrungsmittel einkaufen bei HIPER Bompreco.
Siehe da, dort gab es einen Frisör mit Kinderabteilung….Stühle führ die ganz kleinen Babys, für die älteren Sitze mit dazugehörigen Spielekonsolen von Nintendo…..wir staunten nicht schlecht.
Unser Staunen wurde noch größer als wir 3 Minuten später auch schon dran waren. Unser Frisör verstand was von Kindern, dirigierte unsere diversen Ablenkungsmanöver so, dass er alle Stellen ordentlich schneiden konnte und Zack waren wir fertig.
Dann gab es noch eine Urkunde für den Kleinen für seinen Haarschnitt und wir waren nach 20 Minuten draußen. Ich war schwer beeindruckt!
Essen und der tägliche Rhythmus
Obwohl ich keine großartige Erfahrung haben und hier auch keinen belehren will dachte ich mir, ein wenig „täglicher Rhythmus“ ist für den kleinen nicht schlecht. Er kann sich daran orientieren und ist deutlich entspannter. Gerade der tägliche Mittagsschlaf (den man getrost auch am Strand halten kann) und regelmäßige Essenszeiten haben zumindest unserem Sohn gut getan. Wir haben das konsequent auf der ganzen Reise durchgezogen, wie zu Haus eben.
Beim Essen hatte ich ein wenig Bedenken was die Landestypische Kost betrifft. Kindernahrung gibt es genau wie in Deutschland, meist auch die gleichen Produkte. Landestypische Küche ist allerdings etwas anderes. Hier muss man schon ein wenig drauf achten, was man da ist, woher das kommt und wie es zubereitet ist. Speisen die mit Palmöl zubereitet sind, können selbst Erwachsenen Probleme bereiten.
Gegessen hat er jedenfalls alles was wir ihm angeboten haben. Besonders Tapioca mit Geflügel fand er besonders toll wobei er schon wählerisch bei der Zubereitung war.
Zum Rest wie: Wasser nur aus Flaschen, Abkochen nicht vergessen, nichts mit Majo essen etc. sag ich mal nichts, das sollte Selbstverständlich sein.
Zoo in Recife
Der Zoo in Recife ist ein Ort den man unbedingt besuchen sollte. Grundsätzlich solltet Ihr mit Kindern den örtlichen Zoo besuchen. Es ist ein toller Ausflug für die kleinen da sie hier auch viele einheimische Tiere mal aus der Nähe sehen können.
Mit Recife haben wir wirklich Glück gehabt denn der Zoo ist Toll. Genauso schön ist der Botanische Garten in Curitiba. Man muss sich vor Ort mal erkundigen ob und wo es was zu sehen gibt. Verlasst Euch nicht zu sehr auf eigene Recherchen, fragt die Leute vor Ort!
Park mit Spielplätzen
In Recife gibt es einen etwas größeren Park. Das ist nichts besonderes denk man, doch der hier ist wirklich was tolles. Hier gibt es 4 verschiedene Spielplätze für 4 verschiedene Altersgruppen ausgerichtet. Ich bin mir zwar sicher, dass die Spieleräte nicht unbedingt dem deutschen Tüv entsprechen aber das müssen sie auch nicht!

Spielplätze für bestimmte Altersgruppen, damit sich die Kinder nicht gegenseitig verletzen

Ist Dein Kind unter 1,10 kann auf diesen Spielplatz, ist es grösser sollte es den nächsten nehmen 🙂
Familien feiern Ihre Kindergeburtstage dort in dem weitläufigen Gelände.
Es ist gut besucht und wird auch polizeilich überwacht. Alles in allem fühlt man sich dort wohl und ich finde die Idee mit den Spielplätzen für unterschiedliche Altersgruppen gut!
Fazit
Reisen mit kleinen Kindern, auch Langstrecken sind kein Problem! Mit guter Vorbereitung ist das alles ganz einfach. Als Unterkunft sollte man auf Hotels generell verzichten, mietet lieber ein Haus oder eine Wohnung. Das verschafft Euch mehr Flexibilität und Ihr geht keinem auf dem Keks.
Reiseziele sind da schon schwieriger. Entweder Ihr fahrt dort hin, wo Ihr euch auskennt und Freunde habt (das ist bei mir mit Brasilien der Fall, sonst wäre ich nicht dorthin gefahren) oder Ihr sucht Euch ein „sicheres“ Land für den Urlaub.
Bereitet das ordentlich vor, auch alle Eventualitäten und Krankheitsfälle. Ihr solltet wissen wo welcher Arzt ist (bevor was passiert), wo es für Kinder was gibt und was man dort tun kann. Vor allem: Redet mit den Leuten dort vor Ort, aus Eurer Nachbarschaft…..die kennen sich aus 🙂
Mein Sohn hat seinen ersten Geburtstag auf Fernando de Noronha verbracht, ist viel gereist, hat viel Gesehen und kam viel mit den Leuten dort in Kontakt. An die Lautstärke hat er sich auch gewöhnt und der Zeitunterschied war gar kein Problem. Ich hoffe es prägt Ihn und er reist später auch viel….Reisen bildet nicht nur, da ist auch für Rassismus kein Platz!

jeden Sonntag (!!!) in Recife, Pernambuco – Altstadt gesperrt ausser Fussgänger, Party
Wer da mehr wissen mag sendet mir einfach eine Mail.